Die Österreicherin Judith W. Taschler hat sich in den vergangenen Jahren einen glänzenden Ruf als Erzählerin erarbeitet. Ihr neuer Roman ‚Über Carl reden wir morgen' ist noch ein Stück ambitionierter als der Vorgänger ‚Das Geburtstagsfest' vor drei Jahren. ... Würde oder wollte man den Roman auf ein ganz entscheidendes Motiv reduzieren, dann wäre es das der „Täuschungen". Fortwährend täuschen in diesem Roman die Figuren andere: um zu überleben, aus gekränkter Eitelkeit, aus Trotz, oder um ganz egoistisch ihre Ziele zu erreichen. Judith W. Taschler setzt sich mit den Gegensätzen zwischen Stadt und Land auseinander, sie beschreibt eine Welt im Wandel, eine Welt, die untergegangen ist. „Die Welt ist verrückt geworden", sagt Carl zu Eugen kurz nach Ende des 1. Weltkrieges. ... Wie in anderen ihrer Romane nutzt sie auch in diesem Werk den Perspektivwechsel, so erfährt der Leser zuweilen erst viel später, warum dies oder das geschah. Die versierte Autorin weiß, wie Romane raffiniert zu komponieren sind. Der Grund für Eugen, nach Amerika auszuwandern, gehört zu den überraschendsten (und überragenden) Sequenzen dieser wuchtigen und verzweigten Geschichte. Eugen, in dem Moment gekränkt, begeht einen schrecklichen Fehler, da erinnert der Roman an Ian Mc Ewans Meisterwerk „Abbitte", in dem eine falsche Aussage ebenfalls fatale Folgen hat. Im „Geburtstagsfest" schickte Judith W. Taschler ihre Figuren in den Dschungel Kambodschas, und erzählte von den Gräueltaten der Roten Khmer. Sie hat auch hier ihren Stoff, die fürchterlichen Erlebnisse der jungen Männer während des Ersten Weltkrieges, im Griff. Judith W. Taschler ist eine große Erzählerin.
Über Carl reden wir morgen
Die Rheinpfalz, Udo Schöpfer
Dramaturgisch geschickt lässt die Autorin so manches Kapitel im Ungewissen enden, um den Erzählfaden in einem anderen Teil des vielschichtigen Familiensystems weiterzuspinnen, sodass sich viele Lücken der Zeitensprünge letztlich einsichtig schließen. Denn auch das Austricksen des Absehbaren gehört zu Taschlers erzählerischem Können. Manche literarischen Wendungen sind so unerwartet wie die schicksalshaften Wendungen des Lebens, so wie auch die beschriebenen Charaktere Brüche aufweisen, die man ihnen in vielen Fällen nicht zutraut.
Über Carl reden wir morgen
Wiener Zeitung, Irene Prugger
Komponiert ist der Roman wie die großen Fernsehserien früherer Jahre (Ringstraßenpalais etc.) , nur dass hier die einfachen Leute im Mittelpunkt stehen. ... Aber es ist überhaupt kein depressiver Roman, vielmehr möchte man nicht aufhören zu lesen und eigentlich auch gerne wissen, wie das Leben nach dem fiktiven Schluss weiterging.
Über Carl reden wir morgen
Film, Sound & Media
Judith W. Taschler, die bereits einige erfolgreiche Romane vorgelegt hat, weiß, wie sie die Leser bei der Stange hält. ... Taschlers gut geölte Erzählmaschinerie verliert sich an keiner Stelle in historischen Details, sondern vermittelt glaubwürdige und lebenssatte Schicksale. ... ‚Über Carl reden wir morgen' ist mit allen Wassern der modernen Seh- und Lesegewohnheiten gewaschen.
Über Carl reden wir morgen
Literaturhaus Wien, Judith Leister
In ihrem großen Generationenroman erzählt Judith W. Taschler von Familienfehden und starken Frauen, von der Liebe und der Kunst des Vergebens in Zeiten gesellschaftlichen Umbruchs. ... Nach ihrem preisgekrönten Bestseller ‚Die Deutschlehrerin' und dem jüngsten Roman ‚Das Geburtstagsfest' ist Judith W. Taschler erneut eine mitreißende Familiengeschichte gelungen, die man nicht aus der Hand legen mag.
Über Carl reden wir morgen
Buchjournal, Susanne Dietrich
Ich führte den Kampf meines Vaters fort. In manche - besonders bedürftige - Familie brachte ich eine Dreierpackung mit und erklärte der Frau, wie er zu verwenden war. Es war mir unerklärlich, dass ein derart effizientes und günstiges Verhütungsmittel so wenig genutzt wurde, es war zum Aus-der-Haut-Fahren! Ich fragte mich, was sich Menschen dabei dachten, ein - unerwünschtes - Kind nach dem anderen zur Welt zu bringen, für das sie nicht sorgen konnten. Als wären sie Tiere, dachte ich manchmal. S 132