ROMAN OHNE U (August 2014)

Die Schreibmaschine funktioniert noch einwandfrei. Nur das U macht Faxen.

Damals, bei diesem Streit, als der Vater sie vom Tisch gefegt hat, ist der Buchstabe beschädigt worden. Ich hoffe, er hält noch eine Weile. Ich brauche das U. Ohne U geht es nicht. Nicht einmal Russland könnte ich ohne U schreiben. Russland, das mich fast zwanzig Jahre lang verschluckt hat. Verschluckt könnte ich ohne U auch nicht schreiben. Uuuuuuuh! Heulen wie ein Wolf könnte ich auch nicht ohne U! Hahaha! Uuuuuuuh! Du kommst herein. Nicht einmal deinen Namen könnte ich schreiben: Ludovica.

Seite 45 f.

Das schreibt ein gebrochener Mann Mitte der Sechziger Jahre in der Küche seines Elternhauses nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft. 1945 wurde er nach einem dummen Streich vor ein Kriegsgericht gestellt und in ein sibirisches Arbeitslager verschleppt. Mit der Pianistin Ludovica wagt er die abenteuerliche Flucht. Viele Jahre später erhält die Biografin Katharina Bergmüller, Mutter von vier Kindern, den Auftrag, aus diesen alten Aufzeichnungen eine berührende Geschichte zu verfassen. Sie ahnt nicht, wie sehr diese Geschichte mit der ihres Mannes und ihres Schwiegervaters verwoben ist. Und vor allem mit ihrer eigenen.

Als sie vor dem offenen Grab stand und der Sarg hinuntergelassen wurde, durchzuckte sie unwillkürlich der Gedanke: Jetzt beginnt mein Roman ohne U

Seite 288

Roman ohne U - Judith W. Taschler - Cover Taschenbuch

Die Autorin überrascht mit einer komplex komponierten Familiengeschichte. Diese reicht vom sowjetischen Gulag bis in Taschlers Heimat, das Mühlviertel in Oberösterreich. Der Leser folgt diesem Weg und der wendungsreichen Story um ein Doppelleben und verpasste Chancen wie im Rausch, freut sich über jede der 329 Seiten, über die ebenso präzise wie poetische Sprache und fürchtet das Ende. Zu Recht. Man kann süchtig werden nach dem intelligenten Fabuliertalent und dem Erzählton dieser Schriftstellerin.
Roman ohne U

Bettina Ruczynski, Sächsische Zeitung

Demnächst ganz oben
In „Die Deutschlehrerin“ erzählt sie eine grandiose Spannungsstory über Liebe, Kindesentführung und ein Wiedersehen mit Folgen. Im Erzählband „Apanies Perlen“ fasziniert uns Judith W. Taschler mit Geschichten über Perlentaucherinnen und tödliche Ehen. Im neuen „Roman ohne U“ begeistert die Österreicherin mit einer rätselhaften Familiensaga, vielschichtig und schlau. Damit gelingt ihr bestimmt der Sprung vom Geheimtipp zum Star. Wir drücken die Daumen!
Roman ohne U

Für Sie

Judith Taschler hat sich in ihrem vierten großen Buch wieder stilistisch weiterentwickelt… Es gelingt ihr, ein kompliziert aufgebautes Konstrukt zweier Handlungs- und Zeitenstränge ungekünstelt zusammenzuführen.
Roman ohne U

Helmut Atteneder, OÖN

Ich habe das Buch wie in einem Rausch gelesen. Auch dieses Mal schafft es die Autorin einen in ihren Bann zu ziehen. Die Geschichte ist wieder von hinten aufgezogen und super intelligent konzipiert. Ein großartiges Buch. Ich hätte nicht gedacht, dass sich die Autorin nochmal steigern kann. Da habe ich mich wohl geirrt.
Roman ohne U

Maria Wittgen, Buchhandlung Podszun, Marsberg

Ich habe schon lange nicht mehr eine so beeindruckende, berührende und auch spannende Familiengeschichte gelesen. Sie hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt.
Roman ohne U

Hannelore Overmeye, Buchhandlung Hörstel, Hörstel

Selten habe ich ein so intensives und überraschendes Buch gelesen. Das erste Kapitel war schon wie ein Schlag in die Magengrube. Bereits ab den ersten Seiten konnte ich nicht aufhören zu lesen. `Roman ohne U´ ist kein Roman für zwischendurch. Er fordert den Leser emotional heraus. Taschler kann unglaublich gut, mit messerscharfen Sätzen erzählen. Ich bin begeistert!
Roman ohne U

Dorotea Federer, Buchhandlung Wittwer, Stuttgart

Wir alle sind begeistert! Tolle Handlung, schöne Sprache, Spannung bis zum Schluss und absolut nah am Leben.
Roman ohne U

Skribo

In der Verknüpfung von Gegenwart und Gulag rückt die wahre Schwerkraft des Lebens in den Vordergrund. Erst wenn es um Leben und Tod geht, kann man die Dimension von Liebe begreifen, erst wenn es um Liebe geht, kriegen Leben und Tod ihre wahre Dimension. Judith Taschlers Roman ist jeweils in seinen Ausfransungen und Verknüpfungen auf die Mithilfe des Lesers angewiesen, der aus den abenteuerlichen Sequenzen sich ein großes Ganzes zusammenzusetzen vermag. Denn gerade das Nichterzählte, die Klusen und Sprünge bringen die Geschichte voran. Wie eben das fehlende U auf der Schreibmaschine durchaus das Getippte vertieft und verschärft. – Eine imposante Erzählweise.
Roman ohne U

Helmuth Schönauer, Österreichisches Bibliothekswerk

Über Carl reden wir morgen

Obwohl er aus der Provinz stammte, war Brugger kein Bauerntölpel, er war besonnen, gebildet und legte gute Manieren an den Tag, dennoch wirkte er nicht wie ein typischer Stadtmensch. Er strahlte etwas Besonderes aus, Anna hätte jedoch nicht benennen können, was genau es war.

Nach nur einem halben Jahr fragte er sie, ob er um ihre Hand anhalten dürfe, er fühle sich einsam in seinem Heimatdorf, und seitdem er sie kenne, wünsche er sich nichts sehnlicher, als sie an seiner Seite zu haben. Als sie ihm ins Ohr flüsterte, dass es ihr dringlichster Wunsch wäre, die Trauung möge so schnell wie möglich stattfinden, war er derart glücklich, dass sie erstens überwältigt war und sich zweitens schämte. Es war offensichtlich, dass er sie tatsächlich liebte.

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